A138 Herbst 2024 : Internationale Kunst

63 Internationale Kunst 395 FOLTYN, FRANTISEK (KRALOVSKE STACHY 1891 – 1976 BRNO) «CIHELNA» (ZIEGELFABRIK). Öl auf Leinwand, sig. u. dat. (19)22 u.r., 70 x 90 cm CHF 55000.– / EUR 65000.– Provenienz: Sammlung Milan Heidenreich; Privatbesitz, Schweiz. Expertise: Jiri Hlusicka, Brünn, 10. März 1996 (mit Nachtrag vom 15. Mai 2008). Literatur: Galerie Pallas (Hrsg.), Sima, Styrsky, Toyen, Prag 1994, S. 79 (mit ganzseitiger Abbildung). Frantisek Foltyn, Protagonist der tschechischen Avantgarde, gilt als einer der einflussreichsten Künstler der abstrakten Kunst der Klas- sischen Moderne seines Heimatlandes. Nach einer Ausbildung zum Porzellanmaler nahm er 1913 ein Studium an der Prager Kunst- gewerbeschule bei Arnost Hofbauer und Emanuel Dite auf, das jedoch durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nach 1918 wandte sich Foltyn zunächst dem Expressionismus und dem Kubismus zu und war Mitbegründer der Brünner Künstlergruppe «Gruppe der bildenden Künstler». Sein Frühwerk wird der Neuen Sachlichkeit zugeschrieben und ist durch Bildthemen mit einer sozialen Note sowie der Auseinandersetzung mit dem «Primitivismus» gekennzeichnet. 1923 reiste der Künstler in die französische Metropole und studierte an der Académie Julian und an der Académie de la Grande Chaumière. Durch den langjährigen Aufenthalt in Paris und der progressiven Kunstszene ebenda veränderte sich auch Foltyns Oeuvre. Fortan wandte sich der Tscheche mittels geometrischer und biomorpher Formen der Abstraktion zu und wurde Mitglied der Künstlergruppen «Cercle et Carré» und «Abstraction-Création». Mit seiner Rückkehr nach Brünn Mitte der 1930er Jahre hielt der Realismus wieder Einzug in sein Oeuvre. Zu Beginn seiner künstlerischen Karriere setzte sich Frantisek Foltyn sowohl mit dem Expressionismus und dem Kubismus als auch mit dem Oeuvre von Paul Cézanne auseinander und fand somit auf ganz eigene Weise zur Abstraktion. Davon zeugt das vorliegende Ge- mälde, in welchem die gezeigte Landschaft mit dem Fabrikkomplex im Zentrum sowohl in geometrische als auch in organische Formen zerlegt ist. Das beiliegende Gutachten von Jiri Hlusicka bestätigt diesen Umstand. Ihm gemäss entstand die Arbeit zwischen 1921 und 1924 und damit in jenen Jahren, als sich Foltyn in der Ostslowakei und der damaligen Karpatenukraine aufhielt. For an english translation and more illustrations of this lot please refer to our online catalogue www.dobiaschofsky.com .

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=