A139 Frühjahr 2025 : Internationale Kunst
50 Internationale Kunst 374 MARQUET, ALBERT (BORDEAUX 1875 – 1947 PARIS) «AUDIERNE, LES TONNEAUX». Öl auf Leinwand, sig. u.l., verso dat. (19)28 u. bez. «Quai d‘Audierne», 50 x 61 cm CHF 180000.–* / EUR 200000.–* Echtheitsbestätigung: Daniel Wildenstein, Wildenstein Institute, Paris, 5. Juli 1996. Provenienz: Mme Albert Marquet (durch Erbschaft erhalten); Marc-Arthur Kohn, Auktion, Paris, 17. Dezember 1997, Lot-Nr. 33; Sammlung Guy Heytens, Monaco; Sotheby‘s, London, Auktion, 28. Juni 2000, Lot-Nr. 154; Privatsammlung, Connecticut; Sotheby‘s, New York, Auktion, 15. Mai 2019, Lot-Nr. 425; Privatbesitz, Schweiz. Das Gemälde wird in den sich vom Wildenstein Institute in Vorbereitung befindenden Catalogue Raisonné aufgenommen. Albert Marquet wuchs in Bordeaux als Sohn eines Bahnangestellten auf, zog als 15-Jähriger mit seiner Mutter nach Paris und nahm daselbst ein Studium an der École Nationale des Arts Décoratifs auf, in dessen Verlauf er Georges Rouault und Henri Matisse kennenlernte. Zusammen mit letzterem wechselte Marquet 1895 an die École des Beaux-Arts zu Gustave Moreau. Nach dessen Tod 1898 schrieben sich die beiden an der Privatakademie in der Rue de Rennes ein. Ihre erste gemeinsame Ausstellung fand 1902 in der Galerie Berthe Weill statt. Im Verbund mit André Derain, Émile-Othon Friesz, Henri Manguin und anderen Künstlern präsentierten sich Marquet und Matisse 1905 im «Salon d‘Automne» mit Land- schaftsgemälden in dynamischer Linienführung und koloristisch völlig neuem Kleid, indem sie ungebrochene, leuchtende Farben direkt aus der Tube grossflächig auf die Leinwand setzten. Zunächst verschmäht und vom Kritiker Louis Vauxelles als «Fauves» verspottet, stiess die neuartige Malerei bald schon auf reges Interesse. Obwohl Albert Marquet als Mitbegründer des Fauvismus gilt, unterschied er sich von seinen Mitstreitern von Beginn weg durch die zurückhaltende Verwendung der Farbe. Seine bevorzugten Sujets fand er in Landschaften und Stadtansichten, die er in naturalistischem Stil und subtiler Farbigkeit auf die Leinwand bannte. Ab 1906 bereiste er Frankreich, Deutschland, Russland und Skandinavien sowie 1920 erstmals Algier. Dem Orient galt fortan seine besondere Liebe, und 1940-1945 lebte er auch in der nordafrikanischen Metropole. Unter dem Eindruck seiner ausgedehnten Reisetätigkeit entwickelte der Franzose ab 1910 seinen eigenen linearen, farblich gedämpften und letztlich im Impressionismus verwurzelten Stil, dem er bis zu seinem Tod treu blieb. Bezüglich Sujetwahl nahmen sowohl Ansichten europäischer und nordafrikanischer Häfen als auch der Seine in Paris eine Vorrangstellung ein. In letzteren zeigt sich Marquets Vorliebe für verhangene Nebel- und Regenstimmungen, die er in dünnem Farbauftrag mit lichten Grautönen und Schwarz meisterhaft in Szene zu setzen verstand. 1928 verweilte Albert Marquet in der bretonischen Gemeinde Audierne, wo er das geschäftige Treiben am Quai auf die vorliegende Leinwand bannte. Reusen liegen ausgebreitet auf dem Boden, Boote werden in Betrieb genommen. Mit kurzen Pinselstrichen und charakteristischem, pas- tosem Farbauftrag hielt der Künstler die türkisfarbene Wasserfläche des Meeres fest.
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