A139 Frühjahr 2025 : Schweizer Kunst

19 Schweizer Kunst 22 FUNK, MATHÄUS (MURTEN 1697 – 1783 BERN) FUNK, DANIEL BEAT LUDWIG (1726 BERN 1787) PRUNKPENDULE, BERN, UM 1750. Holzgehäuse belegt mit rot unterfärbten Schildpatt- und Messingein- lagen in Boulle-Technik. Reiche Bronzebeschläge, bekrönender Putto. Bronze-Zifferblatt mit weissen Emailkartuschen, römischen Stunden- ziffern und handgesägten, gebläuten Stahl-Barockzeigern. 8-Tage- Berner-Uhrwerk mit Spindelhemmung. Doppelte Schlussscheiben und Weckerhammer für Stunden- und Viertelstunden-Schlag auf zweite Glocke. A. Zifferblatt bez. «Fonck à Berne». Mit Konsole. H: 103 cm, B: 37 cm, T: 20 cm CHF 6000.– / EUR 6500.– Geboren als ältester Sohn eines Frankfurters und einer Bielerin, liess sich Mathäus Funk 1706 mit seiner Familie in Bern nieder. Seine hand- werkliche Ausbildung absolvierte er auf einer Wanderschaft, die ihn unter anderem nach Frankfurt am Main und Paris führte. Zurück in Bern, erhielt er 1724 die offizielle Wohnsitzbewilligung und heiratete 1725 Maria Magdalena Wäber, die Schwester des Berner Bildhauers Abraham Wäber. Funks Arbeiten, darunter Kommoden, Tische, Sitz- möbel und aufwendig gestaltete Uhrengehäuse, zeichneten sich durch französische Eleganz in Verbindung mit solider Berner Handwerks- kunst aus. Trotz anfänglicher Widerstände der hiesigen Schreinerzunft konnte er sich mit seiner Werkstatt, die im ehemaligen Predigerkloster einquartiert war, rasch etablieren. Nach der Anfertigung eines kunst- voll marketierten Ratstisches für das Berner Rathaus, sicherten sich er und sein als Uhrmacher tätiger Sohn Daniel Beat Ludwig mit der Schenkung einer grossen Pendule 1753 die Gunst des Berner Ra- tes. Bereits 1754 folgte die Lieferung eines weiteren Ratstisches. Im Zuge der Mitbeteiligung an der Ausstattung des Rathauses in Nidau mit seinem Bruder, dem Bildhauer Johann Friedrich I Funk, erhielt er 1757 das Bürgerrecht von Nidau und die Berner Naturalisation. Sei- ne Werkstatt beschäftigte Gesellen aus Deutschland und Schweden sowie zahlreiche Lehrlinge, darunter auch Bernburger. Im Jahr 1780 übergab der 83-jährige Funk seine Werkstatt dem Meistergesellen Christian August Müller aus Sachsen. Funks kunstvollen Möbel und Uhrengehäuse sind heute in Museen und Privatsammlungen erhalten und stehen für die hohe Qualität des Berner Kunsthandwerks im 18. Jahrhundert, das über den deutschsprachigen Raum hinaus höchste Anerkennung erreichte.

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