A139 Frühjahr 2025 : Schweizer Kunst

90 Schweizer Kunst 152 GERTSCH, FRANZ (MÖRIGEN 1930 – 2022 RIGGISBERG) «NATASCHA III». Farbholzschnitt, handsig. u.r., num. V 8/8, 105 x 90,5 cm (BM), 117 x 94,5 cm (BG) CHF 60000.– / EUR 65000.– Literatur: Rainer Michael Mason, Franz Gertsch. Xylographies monumentales 1986-2000, Paris 2001, S. 16, Nr. 7. Datiert 1986. Franz Gertsch besuchte 1947-1950 die Malschule von Max von Mühlenen in Bern, anschliessend studierte er bis 1952 bei Hans Schwarzenbach. 1949 fand seine erste Einzelausstellung in der Berner Galerie René Simmen statt. Entscheidenden Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung hatte die amerikanische Pop Art. Ab 1969 entstanden grossformatige Gemälde mit überdimensional vergrösserten Motiven. Als Vorlagen dienten zunächst fremde, später eigene Fotovorlagen. Durch die nachträgliche malerische Intensivierung der auf die Leinwand projizierten Bilder erzielte er eine hyperrealistische Wirkung, welche die Motive entmaterialisiert erscheinen liess. 1972 wurde er durch die Teilnahme auf der documenta 5 in Kassel international bekannt. Sein bevorzugtes Thema der 1970er Jahre waren Familien- und Gruppenszenen sowie weibliche Porträts. 1986 malte er mit «Johanna II» sein vorerst letztes Ölgemälde. Unter dem Einfluss des Papierschöpfers Ivano Heizaburô, den Gertsch auf einer Japan- reise 1987 kennengelernt hatte, schuf er fortan hyperrealistische Holzschnitte. Franz Gertsch gilt als einer der bedeutendsten lebenden Schweizer Künstler. 2002 wurde das Museum Franz Gertsch in Burgdorf eröffnet. Bedeutungsvoll in Franz Gertschs Oeuvre sind grossformatige Holzschnitte, die auf eigens aufgenommenen Fotografien basieren. In einer bislang unbekannten Präzision erschloss Gertsch neue Dimensionen dieses traditionsreichen Mediums und stellte Motive in zarten Punktstrukturen dar. Zugunsten dieser Technik gab er 1986 die Malerei für einige Jahre auf. Als erste Gruppe dieser neuen Schaffensperiode entstanden vier Porträts der Nachbarstochter Natascha. Obwohl auch sie den Nachnamen Gertsch trug, bestand keine Verwandschaft mit dem Künstler. «Natascha III» wurde in drei Birnbaumholzplatten gestochen und zählt zu den komplexesten Holzschnitten überhaupt. In verschiedenen Farbvarianten und Druckintensitäten wurden die Motive jeweils als Handabzüge auf Japanpapier gedruckt. Die monochrome Einfärbung verleiht der charismatischen jungen Frau eine geheimnisvolle Aura.

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