A140 Herbst 2025 : Schweizer Kunst
21 Schweizer Kunst 29 BIÉLER, ERNEST (ROLLE 1863 – 1948 LAUSANNE) PORTRAIT D‘ALOYS REVILLIOD DE MURALT (1839-1921). Öl auf Leinwand, sig. u. dat. 1904 u.r., 97,5 x 71 cm CHF 28000.– / EUR 31000.– Provenienz: Sotheby‘s, Zürich, 3. Dezember 2001, Lot-Nr. 111; Privatbesitz, Schweiz. Ethel Mathier wird das Werk in das sich in Vorbereitung befindende Werkverzeichnis von Ernest Biéler aufnehmen. Nach dem Besuch des Collège Classique in Lausanne begab sich Ernest Biéler als 17-Jähriger auf Empfehlung des Malers François Bocion zum Kunststudium nach Paris, wo er Félix Vallotton und andere Schweizer Künstler kennen lernte. Er schrieb sich an der École des Beaux-Arts ein, besuchte das Atelier Suisse sowie die Akademien Julian und Colarossi, kopierte im Louvre die Alten Meister und zeichnete Strassenszenen. Mit kleinen Aufträgen, insbesondere für Porträts und Buchillustrationen, sicherte er sich den Lebensunterhalt. In jenen Jahren pendelte sein Werk zwischen dem Impressionismus und der eleganten Linienführung des Jugendstils. In seinen Ferien besuchte Biéler wiederholt die Schweiz und fand dort im Sommer 1884 das kleine Walliser Dorf Savièse mit seinen traditionsverbundenen Bewohnern. Fortan kehrte er regelmässig an diesen Ort zurück und liess sich dort 1889 endgültig nieder. Künstlerfreunde folgten, mit denen er eine kleine Künstlerkolonie, die «École de Savièse», gründete. In der Walliser Landschaft, ihren Bewohnern und ihrem Brauchtum fand Biéler jene Themen, die sein künftiges Werk bestimmen soll- ten. Besonderes Interesse hegte er für die farbenfrohen Walliser Frauentrachten, die er immer wieder in seinen Gemälden schilderte. Durch die Auseinandersetzung mit dem Jugendstil fand Biéler zu einer eigenen Bildsprache, die von klaren Konturen, eleganten Linien und voneinander abgesetzten Farbflächen bestimmt wird. Er bevorzugte die Temperamalerei und entwarf aufwendige Holzrahmen für seine Werke. Nach 1900 zog der Künstler mehrfach um. 1917 erwarb er ein altes Weingut in Montellier bei Rivaz. Das grosszügige Atelier, das er sich darin einrichtete, erlaubte ihm in den folgenden Jahren die Ausführung etlicher monumentaler Entwürfe für Kirchenfenster, Mosaiken und Wandmalereien. 1928 kehrte er mit seiner zweiten Frau nach Savièse zurück, wo man ihn 1934 zum Ehrenbürger ernannte. Der porträtierte Genfer Bankier Aloys Revilliod de Muralt baute ab 1856 eine bedeutende Sammlung auf, die alte chinesische und japanische Por- zellane sowie archäologische Fundstücke umfasste. Daneben engagierte er sich als Präsident der Genfer Jägersektion Diana. Sein Onkel, Gustave Revilliod, war der Gründer des auf Porzellan spezialisierten Musée Ariana in Genf.
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