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WÖLFLI, ADOLF

Bowil 1864 - 1930 Klinik Waldau bei Bern

"Ostermundigen. Roht=Haus. Lutschenmatt. Worble.".


Farb- und Bleistift auf Papier,
im Bild betitelt sowie verso mit sog. "Erklährung",
30x46 cm (LM)

Provenienz: Vom Künstler direkt an Oskar Haller, Verwalter in der Waldau; durch Erbschaft an den heutigen Besitzer.

Das vorliegende Blatt ist bei der Adolf Wölfli-Stiftung, Bern, archiviert.

Literatur zum Künstler wird beigegeben.

Adolf Wölfli wuchs zusammen mit sechs Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in Bowil auf. Der Vater, ein Steinhauer, verliess die Familie schon früh, wodurch die Mutter gezwungen war, den Unterhalt als Wäscherin zu bestreiten. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Mutter musste die Familie auf behördliches Geheiss hin nach Schangnau im Emmental umsiedeln. In der Folge mühte sich Adolf Wölfli bis 1879 als Verdingbub ab und arbeitete bis 1890 als Bauernknecht auf verschiedenen Höfen des Emmentals, aber auch im übrigen Kanton und in Neuenburg. In jener Zeit erlebte er mehrere tragische Liebesaffären, die allesamt an seiner bitteren Armut scheiterten und seine psychische Stabilität ins Wanken brachten. 1883/84 absolvierte er die Infanterie-Rekrutenschule in Luzern. 1890 wurde Wölfli nach Vergewaltigungsversuchen zu zwei Jahren Zuchthaus in der Strafanstalt St. Johannsen verurteilt. Nach seiner Entlassung folgten drei Jahre als Handlanger im Kanton Bern, während denen er zunehmend aus dem sozialen Gefüge fiel. Ein weiterer Vergewaltigungsversuch 1885 an einem Mädchen führte zu seiner Einweisung in die psychiatrische Anstalt Waldau bei Bern mit der Diagnose paranoider Schizophrenie. Er sollte die Anstalt nie mehr verlassen. 1899 begann Adolf Wölfli als eine Art Beschäftigungstherapie zu zeichnen. Ab 1907 wurde seine künstlerische Arbeit durch den Anstaltspsychiater Walter Morgenthaler aktiv gefördert. Wölflis Werk nahm über die Jahre hinweg erstaunliche Ausmasse an: Ab 1904 verfertigte er zahlreiche Zeichnungen mit Bleistift und Farben, ab 1908 Prosatexte, Gedichte, musikalische Werke sowie seine mythisch überhöhte, imaginäre Lebensgeschichte "Von der Wiege bis zum Graab". 1921 publizierte sein Förderer Walter Morgenthal die auf dem Gebiet der Psychopathologie und der Kunst wegweisende Monografie "Ein Geisteskranker als Künstler", die Wölflis Leben und Werk beschrieb. Sein schriftlicher Nachlass umfasst 45 Bände mit über 25'000 dicht beschriebenen Seiten, mehr als 1600 Illustrationen und über 1600 Collagen. Zahlreiche Künstler wie Meret Oppenheim, Daniel Spoerri und Jean Tinguely liessen sich von seinem Schaffen beeinflussen. Wölfli gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut.

Die angebotene Zeichnung Adolf Wölflis zeigt eine abstrahierte Ansicht einer Strassenkreuzung samt dem Fluss Worble in der Gemeinde Ostermundigen nahe Bern. Die Bildflächen füllt der Künstler mit in seinen Arbeiten häufig wiederkehrenden Motiven, wie symbolischen und archetypischen Formen, als auch Musiknoten. Wölflis Auseinandersetzung mit der Musik und Komposition, welche er in seiner Kunst verarbeitet, ist sowohl für die Kunst-, wie auch die Musikwissenschaft von grossem Interesse.

Estimation CHF 14'000
EUR 15'555
USD 17'500
Zuschlag CHF 21'000
Dieses Lot wurde auf der Auktion A128 bei DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG am 10.05.2019 versteigert.


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