A139 ne A133
"Bei Marseille".
Öl auf Leinwand,
sig. u.r., verso a. Keilrahmen betitelt,
58,5x68 cm
Provenienz: Irène Winterstein, Zollikon; Christie's, Zürich, 21. März 2000, Lot-Nr. 128; Privatbesitz, Schweiz.
Literatur: Marie-Louise Schaller, Otto Morach, Solothurn 1983, S. 207, Nr. 283 (mit Abbildung).
Das Gemälde entstand um 1927.
Nach verlebter Kindheit auf dem Land im Solothurnischen zog Otto Morach 1901 mit seiner Familie in die Kantonshauptstadt, wo er das Realgymnasium besuchte. Nach seiner Ausbildung zum Sekundarlehrer in Bern liess er sich zum Zeichenlehrer ausbilden. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft mit Johannes Itten, Carl Fischer und Arnold Brügger. 1910 hielt er sich erstmals in der französischen Metropole auf, wo er auf Anraten von Félix Vallotton figürliches Zeichnen studierte. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges folgten weitere Aufenthalte in Paris und München. Damals eignete sich der Künstler die Stilmittel der Avantgarde und insbesondere jene des Kubismus und Futurismus an. Nach dem Krieg wirkte er an der Zürcher Kunstgewerbeschule als Dozent für ornamentales Zeichnen. Hier pflegte er Kontakte mit Fritz Baumann, Hans Arp, Sophie Taeuber, Francis Picabia und Oscar Lüthy. Zu Beginn der 1920er Jahre unternahm er zahlreiche Reisen nach Ravenna, Venedig, Florenz, Prag, Berlin, Hamburg und München. Nach Aufgabe der Lehrtätigkeit im Jahr 1953 folgte eine weniger intensive Schaffensphase, die bis zu Otto Morachs Tod anhielt.
Ab 1927 verbrachte Otto Morach die Sommermonate zumeist in der Gegend um Marseille, wo sich auch sein Freund Arnold Brügger niedergelassen hatte. Damals schuf der Solothurner eine Serie grossformatiger Staffeleibilder und Zeichnungen mit Fokus auf die schroffen südfranzösischen Küstenstreifen. Die sonst für ihre helle, warme Lichtstimmung bekannte Côte d'Azur liess Morach karg und menschenleer erscheinen, was durch die reduzierte dunkle Farbpalette noch betont wird.