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VARLIN (EIGTL. GUGGENHEIM, WILLY)

Zürich 1900 - 1977 Bondo

"Juan, Franca vor der Autoprüfung abfragend".


Öl und Kohle auf Lwd.,
sig. u.r., verso vom Künstler bez. u. dat. "Dezember" 1961,
61x175 cm

(Please scroll down for the English version.)

Provenienz: 1962 vom Künstler direkt an den jetzigen Besitzer (Privatsammlung, Westschweiz).

Das angebotene Werk ist im Varlin-Archiv unter der Inventar-Nr. 1069.1 registriert.

Nach abgeschlossener Lithografenlehre besuchte Willy Guggenheim 1919-1921 die Kunstgewerbeschule St. Gallen. Anschliessend siedelte er nach Berlin über und wurde Schüler von Emil Orlik an der Staatlichen Kunstgewerbeschule. 1923-1932 lebte er in Paris, wo er 1923 die Académie Julian, anschliessend bis 1926 die Académie André Lhote und die Académie de la Grande Chaumière besuchte. 1930 lernte er den Kunsthändler Zborowski kennen, der ihn unter Vertrag nahm, ihm ein Atelier vermittelte und den Künstlernamen Varlin verlieh. Nach dem Tod seines Förderers liess sich Varlin in Zürich nieder. Sein zum Aussenseitertum neigendes Wesen, das ihn nur zögernd Freundschaft zu anderen Künstlern schliessen liess, spiegelt sich auch in der stilistischen Eigenwilligkeit seines Werkes: Als Sondererscheinung in der schweizerischen und europäischen Kunstlandschaft des 20. Jahrhunderts lässt es sich keiner der grossen Kunstströmungen unterordnen. Varlins Werke sind figurativ, behandeln unspektakuläre Sujets und zeugen von einem realistisch-expressiven Stil, der im Vergleich zu den kühnen formalen Experimenten seiner Zeitgenossen fast schon konservative Züge aufweist. Varlin wurde daher von der Forschung lange Zeit ignoriert. Erst in jüngerer Vergangenheit erkannte man in ihm einen Künstler, der Lebensgefühl und Alltag, Stimmungen und Erwartungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf eindringliche Weise festzuhalten vermochte und dessen Oeuvre als Psychogramm des modernen Menschen zu lesen ist.

Im vorliegenden Werk sitzen sich Varlins Frau Franca und ein Freund des Malers, Ernst Rodel, in zwei Fauteuils gegenüber. Die Bergellerin Franca Giovanoli lernte Varlin 1948 als Modell in seinem Zürcher Atelier kennen, heiratete sie aber erst 1963. Mit Ernst Rodel, der wegen seiner spanischen Mutter von Varlin "Juan" genannt wurde, machte der Maler über eine gemeinsame Freundin Bekanntschaft. Stilistisch und motivisch orientiert sich das Werk an Arbeiten von Francis Bacon. Varlins Interesse für den gebürtigen Iren wurde unter anderem 1960 durch eine Ausstellung im Zürcher Kunsthaus geweckt. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass er bereits Mitte der 1950er Jahre während eines Aufenthaltes in London mit Bacons Werk in Kontakt gekommen war. Varlins Faszination für den charismatischen Wahlengländer ging in erster Linie von dessen unermüdlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch aus, daneben aber auch von dessen Pinselführung. Ähnlich wie Bacon, aber nie in blosser Nachahmung verharrend, verwischt Varlin die Gesichter und Körper seiner Figuren und platziert sie in einem nur sporadisch definierten Raum.

 

 

Provenance: 1962 directly from the artist to the current owner (private collection, western Switzerland).

The offered work is registered in the Varlin Archive (inventory no. 1069.1).

In this work, Varlin's wife Franca and a friend of the painter, Juan, are sitting in two armchairs facing each other. Franca Giovanoli met Varlin in 1948 as a model in his studio in Zurich, but they did not marry until 1963. Juan, whose real name is Ernst Rodel, got this nickname from Varlin because of his Spanish mother. They met through a mutual friend. In stylistic and motivic terms, the painting is oriented towards the works of Francis Bacon. Varlin's interest in the Irish-born artist was aroused by an exhibition at the Kunsthaus in Zurich in 1960. However, it is likely that he had already encountered Bacon's work during a stay in London in the mid-1950s. Similar to Bacon, but never remaining in mere imitation, Varlin blurs the faces and bodies of his figures and places them in an only sporadically defined space.

Estimation CHF 50'000
EUR 50'000
USD 53'763
Die Preislimite liegt in der Regel ca. zwischen 1/2 bis 2/3 der Schätzung. Schriftliche und telefonische Gebote werden über das Login, E-Mail (info@dobiaschofsky.com), Fax +41 31 560 10 70 und per Brief entgegengenommen.
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