A139 ne A133
"Lac avec moine lisant".
Öl auf Leinwand, doubliert,
sig., dat. 1848 u. bez. "Genève" u.r.,
84x114 cm
Provenienz: Galerie Bollag, Zürich, 11. Mai 1931, Nr. 17 (dort betitelt "Bergsee mit Figur"); Sotheby's, Zürich, 11. Juni 1983, Lot-Nr. 6 (dort betitelt "Idyllischer Bergsee"); Privatbesitz, Westschweiz; Dobiaschofsky Auktionen, Bern, 7. Mai 1999, Lot-Nr. 15; Privatbesitz, Schweiz.
Das angebotene Gemälde ist beim Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft als eigenhändige Arbeit von Alexandre Calame registriert (Inventar-Nr. 17513).
Literatur: Valentina Anker, Alexandre Calame. Vie et oeuvre, catalogue raisonné de l'oeuvre peint, Fribourg 1987, S. 380, Nr. 352 (mit Abbildung).
Alexandre Calame war zunächst nicht für den Künstlerberuf bestimmt, obwohl er nach dem frühen Tod des Vaters Schweizer Veduten kolorieren musste, um sich und seiner Mutter den Lebensunterhalt zu sichern. Mit 14 Jahren kam er als Lehrling in ein Genfer Bankierhaus. Der Direktor des Unternehmens, der zugleich Calames Vormund war, erkannte die künstlerische Begabung des Knaben und stellte ihn François Diday vor, in dessen Atelier er 1829 eintrat. Dort machte er rasch Fortschritte und entschloss sich bereits nach drei Monaten, die kaufmännische Laufbahn zu Gunsten der Malerei aufzugeben. Calame avancierte in der Folge zu einem der bedeutendsten Schweizer Landschaftsmaler, der die verschiedenen Stimmungen und Lichtverhältnisse, aber auch die majestätische Grösse und unbezähmbare Wildheit der Alpenwelt wie kaum ein anderer wiederzugeben wusste.
Das angebotene Gemälde gehört zu jenen grosszügigen, panoramaartigen Gebirgslandschaften, mit denen Calame den Kunstliebhabern und Sammlern seiner Zeit alles bot, was ein Maler der Alpenwelt abgewinnen kann: Einen See mit felsigen Ufern, dicht bewaldete Hänge, eine Schlucht und Berggipfel im wolkigen Abendhimmel. Auch in der Behandlung von Licht und Schatten spielte der Künstler seine Virtuosität aus. Er gab den Vordergrund im Halbdunkel der einsetzenden Dämmerung wieder, liess Felswände und Baumkronen im warmen Schein der untergehenden Sonne aufleuchten und wählte zarte, graublaue Töne für die fernen Gipfel. Das Gemälde geht wohl zurück auf ein Werk, das Calame zuvor für den Niederländer C.P. van Eeghen angefertigt hatte (vgl. Werkverzeichnis-Nr. 337). Im Unterschied zur früheren Version ergänzte der Maler die vorliegende Landschaftsidylle durch einen Mönch. Die Idee der Eremitenstaffage griff Calame erneut in einer 1850 entstandenen Version auf (WV-Nr. 392).