A139 ne A134
"Cavallo e cavaliere visto da dietro".
Tusche und Tempera auf Papier,
sig. u. dat. 1949 u.r.,
40x27,5 cm (BG)
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Provenienz: Privatbesitz, Tessin.
Echtheitsbestätigung: Fondazione Marino Marini, Pistoia, 23. Februar 2022.
Der bedeutende italienische Maler, Druckgrafiker und Bildhauer Marino Marini studierte ab 1917 an der Accademia di Belle Arti in Florenz. Zunächst hauptsächlich als Maler tätig, gewann die Bildhauerei im Oeuvre des Italieners zunehmend an Bedeutung. Nach einem ersten Aufenthalt in Paris 1928 reiste Marini wiederholt für längere Zeit in die französische Metropole und machte dabei Bekanntschaft mit Giorgio de Chirico, Wassily Kandinsky, Aristide Maillol sowie Pablo Picasso, Georges Braque und Henri Laurens. 1929 übernahm er an der Kunstschule Villa Reale in Monza einen Lehrstuhl, den er bis 1940 innehatte. Damals widmete er sich bereits fast ausschliesslich der Bildhauerei. In den Vorkriegsjahren folgte eine erste Einzelausstellung in Mailand, Teilnahmen an verschiedenen Biennalen in Italien sowie Studienreisen nach England, Deutschland und Griechenland. Mit seinem motivisch fast rigoros auf die Darstellung von Pferd und Reiter beschränkten plastischen Schaffen setzte noch vor dem Zweiten Weltkrieg Marinis künstlerischer Erfolg ein. Dabei wurde für jede Figur eine eigene plastische Sprache und stets neue stilistische Ausformungen entwickelt. 1940 wechselte der Künstler an die Accademia di Brera in Mailand. Nachdem ein Bombenangriff sein dortiges Atelier und mit ihm ein Grossteil seines Frühwerkes zerstört hatte, floh Marini nach Tenero bei Locarno, wo er sich bis 1946 aufhielt. Während den Schweizer Exiljahren lernte er mit Alberto Giacometti, Fritz Wotruba und Germaine Richier namhafte Vertreter der zeitgenössischen Plastik kennen. 1947 kehrte er nach Mailand zurück und nahm seine Lehrtätigkeit an der Accademia wieder auf. 1948 entstand eines seiner Hauptwerke, der "Angelo della città", den die Sammlerin Peggy Guggenheim erwarb und im Hof ihres Palazzos am Canal Grande in Venedig aufstellen liess. 1949 begegnete Marini dem einflussreichen amerikanischen Kunsthändler Curt Valentin, der ihm eine erste Einzelausstellung in der Buchholz Gallery in New York ermöglichte. Marino Marini war 1952 an der Biennale in Venedig und ab 1955 dreimal an der documenta in Kassel vertreten. In den 1960er und 1970er Jahren widmete er sich wieder vermehrt der Malerei und der Druckgrafik. Neben unzähligen internationalen Ausstellungen wurde er 1962 im Kunsthaus Zürich und 1966 im Palazzo Venzia in Rom mit umfassenden Retrospektiven gewürdigt. 1973 öffneten das Museo Marino Marini in Florenz und das Centro di documentazione dell'opera di Marino Marini in Pistoia ihre Pforten.
Das Sujet von Pferd und Reiter - thematisches Markenzeichen von Marino Marini - taucht im Oeuvre des Italieners bereits Mitte der 1930er Jahre auf. Über seine Beziehung zum Thema äusserte er sich 1975 in einem Interview wie folgt: "Die Idee von Pferd und Reiter entstand vor langer Zeit. Es ist eine Suche, das Bedürfnis nach einer bestimmten architektonischen Form, die zu einem bestimmten Zeitpunkt deinen Erwartungen entspricht. Und so sucht man weiter nach dieser Form, um ihr eine immer grössere Realität zu geben (...). Eine Form, die erst freudig ist, dann tragisch und schliesslich zerstörerisch wird". Während die Reiterfiguren in der Frühzeit noch fest verankert auf dem Pferderücken sitzen, liess der Künstler ihre Position zunehmend fragiler erscheinen. Marini symbolisiert damit den langsamen Kontrollverlust des Menschen über die Natur, der auch in Bezug auf die Wirren des Zweiten Weltkrieges gesehen werden kann.
Provenance: Private property, Ticino.
Confirmation of authenticity: Fondazione Marino Marini, Pistoia, February 23, 2022.
The theme of horse and horseman - a thematic trademark of Marino Marini - appears in the oeuvre of the Italian artist as early as in the mid-1930s. About his relationship to the subject he expressed himself in an interview in 1975 as follows: "The idea of horse and rider was born a long time ago. It is a quest, the need for a certain architectural form that corresponds to your expectations at a certain moment. And thus, you continue searching for this form to give it a greater and greater reality (...). A form that is at first joyful, then becomes tragic and finally destructive". While in the early period the equestrian figures were still firmly seated on horseback, the artist then began to make their position more and more unsteady. Marini thus symbolizes the slow loss of man's control over nature, which can also be seen in reference to the turmoil of World War II.