A139 ne A138
"Froh".
Öl auf Leinwand,
sig. u. dat. 1950 u.r., verso betitelt u. num. U.388,
44x38 cm
Provenienz: Galerie Schindler, Bern (1972); Privatbesitz, Schweiz.
Otto Nebel besuchte das Lessinggymnasium und die städtische Realschule seiner Geburtsstadt, absolvierte anschliessend ein Praktikum als Maurer und liess sich an der Baugewerbeschule zum Meister des Hochbaufaches ausbilden. Bis 1914 nahm er Schauspielunterricht an der Berliner Lessing-Bühne; ein geplantes erstes Engagement in Hagen wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und seine Einberufung verhindert. Der Besuch der Franz Marc-Ausstellung in der Berliner Galerie "Der Sturm" während eines Fronturlaubes 1916 sollte zum wegweisenden Erlebnis werden. Nach einer 14-monatigen Kriegsgefangenschaft im englischen Colsterdale betätigte sich Nebel im Berlin der frühen Nachkriegszeit als Maler und Schriftsteller, fand Zugang zum Künstlerkreis um den "Sturm" und Herwarth Walden und arbeitete an der gleichnamigen Kunstzeitschrift mit. Mit Hilla von Rebay und Rudolf Bauer gründete er die Künstlergruppe "Der Krater". 1924/25 hielt er sich am Bauhaus auf, wo er sich mit Wassily Kandinsky, Paul Klee, Gertrud Grunow und Georg Muche befreundete und in diesem Zirkel entscheidende Impulse erhielt. Nach längeren Aufenthalten im bayerischen Kochel und in Ascona emigrierte er 1933 in die Schweiz und liess sich zunächst in Muntelier, später in Bern nieder. Dank Kandinsky erhielt er von 1936 bis 1951 Förderung und Unterstützung durch die Guggenheim-Foundation, New York. Während eines Aufenthaltes in Italien 1937/38 entstand das malerisch-epische Reihenwerk "Mustaraya, die Stadt der tausend Anblicke". In den frühen 1950er Jahren verdiente sich Nebel seinen Lebensunterhalt als Schauspieler bei den Berner Kammerspielen, dem späteren Atelier-Theater. 1952 wurde ihm das Bürgerrecht von Bern zuteil. 1962 unternahm er eine Schiffsreise nach Griechenland und in den Vorderen Orient, und drei Jahre später wurde ihm das Grosse Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Dank einer Schenkung ist er heute mit über 200 Werken in der Sammlung des Kunstmuseums Bern vertreten. Als Maler und Dichter war Otto Nebel eine Doppelbegabung. Sein umfangreiches bildnerisches Schaffen macht deutlich, dass er eine stets minuziös arbeitende, technisch akkurat abwägende Künstlerpersönlichkeit war, die ihre Werke in vielen Arbeitsschritten und auf mehrfach präparierten Bildträgern Schicht um Schicht aufbaute. Mit dieser Arbeitsweise suchte er eine "göttliche Gesetzhaftigkeit blosszulegen" und in "Ur-Bildern" eine höhere Ordnung visuell erfahrbar zu machen.