A139 ne A111 ERNST LUDWIG KIRCHNER : Bruder und Schwester (Dobiaschofsky Auktionen AG)
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KIRCHNER, ERNST LUDWIG

Aschaffenburg 1880 - 1938 Davos

Bruder und Schwester.


Farblithografie,
sig. u.r. u. bez. "Handdruck" u.l., verso Nachlass-Stpl.,
33x40 cm

Literatur: Annemarie und Wolf Dieter Dube, E.L. Kirchner. Das Graphische Werk, Bd. 2, München 1980, S. 242, Nr. 60.

Bereits während seiner Ausbildung zum Architekten begann Ernst Ludwig Kirchner mit seinem grafischen Werk, dem er sich nach Erhalt des Diploms vollständig widmete. Im Anschluss an seine Studienjahre, die er unter anderem an der Debschitz-Schule in München verbrachte, gründete er 1905 in Dresden zusammen mit Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff die Künstlergemeinschaft "Die Brücke", die sich 1913 nach einem Streit auflöste. Der bis dahin impressionistisch beeinflusste Maler entwickelte während dieser frühen Schaffensphase einen expressionistischen Malstil. Seine bevorzugten Motive waren Akte, Porträts, Zirkus- und Bühnenszenen. In seinen Bildern äusserte sich der Kontrast zwischen Landschaft und Grossstadt in zunehmend zackigeren Formen, nervöseren Strichen und einer geringeren Leuchtkraft der Farben. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Kirchner als Freiwilliger und wurde Fahrer bei einem Artillerieregiment. Bereits nach wenigen Monaten ertrug er den Drill nicht mehr und wurde infolge eines Nervenzusammenbruchs beurlaubt. Durch die Behandlung wurde Kirchner von Medikamenten abhängig. Als die psychologische Betreuung keinen nennenswerten Erfolg brachte, zog Kirchner 1917 nach Davos, wo er sich mit Hilfe von Dr. Lucius Spengler und dessen Frau langsam erholte. Zwischenzeitlich hatte seine Lebensgefährtin Erna Schilling in Berlin mit dem Verkauf seiner Bilder den Grund zu seinem künstlerischen Erfolg und seiner finanziellen Unabhängigkeit gelegt. In einer Zeit, als Kirchners Kunst internationale Erfolge feierte, zog sich der Künstler selbst mehr und mehr in die Berge zurück und geriet in Depressionen. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, zahlreiche Landschaftsbilder in einem zunehmend flächigeren Malstil zu schaffen. Ende der 1920er Jahre fand er zu seinem ganz persönlichen, trotz abstrahierender Elemente immer im Gegenständlichen verharrenden Stil. Die konstruiert-gegenständlichen Bildkompositionen seiner letzten Schaffensjahre sind stark von der Licht- und Schattenproblematik geprägt. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in Deutschland wurden zahlreiche seiner Werke beschlagnahmt und einige Gemälde in der diffamierenden Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Der Freitod des Künstlers wurde bisher auf diese Ereignisse zurückgeführt. Er kann aber auch mit dem Versuch, von der neuerlichen Medikamentenabhängigkeit loszukommen, in Zusammenhang stehen.

Das angebotene Blatt wird laut Werkverzeichnis ins Jahr 1908 datiert und gehört zu den seltenen Farblithografien der Brücke-Zeit. Das Werk zeigt aller Wahrscheinlichkeit nach Ernst Ludwig Kirchners Jugendfreundin Emmi Frisch mit ihrem charakteristischen Hut, die wie auch ihr Bruder Hans in Kirchners künstlerischen Arbeiten gelegentlich porträtiert wurde. So reiste das Geschwisterpaar 1908 zusammen mit dem Künstler auf die Ostseeinsel Fehmarn, wo "Frau im weissen Kleid", das berühmte Gemälde der am Strand sitzenden Emmi Frisch mit ihrem Bruder im Hintergrund, entstand.

Estimation CHF 42'000
EUR 46'666
USD 52'500
Zuschlag CHF 72'000
Dieses Lot wurde auf der Auktion A111 bei DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG am versteigert.


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