A139 ne A125
Die Hasenjagd.
Öl auf Leinwand,
mgr. u. dat. 1870 u.r.,
44x64 cm
Wohl kaum ein Schweizer Künstler führte ein so unstetes Leben und schuf dabei ein so bedeutendes, vielseitiges Werk wie Frank Buchser. Er erhielt zunächst eine Ausbildung als Klavier- und Orgelbauer und nahm nebenbei Zeichenunterricht. 1847 reiste er nach Paris, um dort einen mit ihm verwandten Maler zu besuchen. 1848 studierte er an der Accademia di San Luca in Rom und verdiente sein Geld als Schweizergardist. 1849-1865 lebte Buchser abwechselnd in Paris, Rom, Madrid und England und hielt sich zweitweise in Tanger und Fès auf. 1865 gründete er zusammen mit Rudolf Koller und Ernst Stückelberg die Vereinigung Schweizerischer Künstler zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Künstlerschaft. Im Mai 1866 brach Buchser zu seinem grössten Abenteuer - einem fünfjährigen Aufenthalt in den USA - auf. Später engagierte er sich für die einheimische Kunstförderung, darunter etwa für die Ablösung der bisherigen Turnusausstellungen durch eine Nationale Kunstausstellung. Eine solche wurde erstmals 1890 in Bern durchgeführt und fand als "Buchser-Salon" Eingang in die schweizerische Geschichtsschreibung.
Das vorliegende Werk entstand wahrscheinlich während Frank Buchsers Reisen in die USA, die der Maler zwischen Mai 1866 und Mai 1871 unternahm. Die wiedergegebene Landschaft dürfte in der Umgebung der Allegheny Mountains anzusiedeln sein, einer dem Schweizer Jura ähnlichen Gebirgskette im Bundesstaat West Virginia, wo sich Buchser im Sommer 1870 aufhielt. Anlass zu diesem Aufenthalt gab eine Auftragsmalerei für das Bundeshaus in Bern. Zur Ausführung sollte ein Gemälde mit den bedeutenden republikanischen Vertretern der Nordstaaten gelangen, die im Zeichen der Demokratie im Bürgerkrieg 1865 gegen die Südstaaten triumphiert hatten. Angekommen im Land, wich Buchser bald vom Ursprungsplan bzw. von der Beschäftigung mit den politisch bedeutenden Persönlichkeiten des Nordens ab und widmete sich stattdessen vorzugsweise der indianischen und schwarzen Bevölkerung Virginias. Zusammen mit dem Beauftragten für den Bau der transkontinentalen Eisenbahn, General William Tecumseh Sherman, brach Buchser zu einer ersten Reise in die damals noch weitgehend unberührte Gegend der Great Plains östlich der Rocky Mountains auf. Es folgten weitere Reisen, wobei sich Buchser weniger für die topografischen Gegebenheiten als vielmehr für die Lichtatmosphären, für Sonnenauf- und Sonnenuntergänge bzw. für Mondstimmungen interessierte. Hieraus resultierten zahlreiche Skizzen und Ölstudien, die aber nur selten in Gemälden ihren Niederschlag fanden. Buchsers Werke bestehen kaum je aus reiner Landschaft, sondern sind stets durchsetzt mit menschlicher Handlung, da das Interesse des Malers der Bewegung galt. In der vorliegenden Arbeit widmete er sich einer Hasenjagd mit Frettchen, einem kleinen Jagdhelfer, der den Hasen aus seinem Bau vertrieben hat und in der linken Hand des liegenden Jägers zu erkennen ist.