A139 ne A106
Femme de face aux seins nus.
Kratztechnik und Collage auf Kasein, auf Papier,
mgr. u. dat. (19)63 u.r.,
69,5x50 cm
Expertise: Naïma und Jean-Pierre Jornod, Genève, 26. September 2007.
Literatur: vgl. Naïma und Jean-Pierre Jornod, Le Corbusier. Catalogue raisonné de l′oeuvre peint, Mailand 2005, S. 451-52, Nr. 87 und Fig. 202-209b.
Charles-Edouard Jeanneret, der sich erst seit Mitte der zwanziger Jahre Le Corbusier nannte, begann seine künstlerische Ausbildung bei Charles L′Eplattenier an der Ecole d′Art in La Chaux-de-Fonds. Ausgedehnte Reisen führten ihn in die Toskana, nach Wien, Budapest und Paris, wo er sich 1917 dauerhaft niederliess. In seinem malerischem Oeuvre der zwanziger Jahre bildete der "Purismus", dessen Mitbegründer er war, einen ersten Schwerpunkt. Dessen entscheidendes formales Merkmal war eine flächige Bildgliederung, verbunden mit grafischer Linienführung. Unter dem Einfluss von Léger und Picasso schuf Le Corbusier in den dreissiger Jahren und während des Zweiten Weltkrieges eine Serie surrealistisch-abstrakter Kompositionen. Sein künstlerisches Oeuvre umfasste neben der Malerei auch Architektur und Plastik. Bisweilen kam es zu einer Durchdringung der verschiedenen Kunstgattungen, etwa als Le Corbusier seiner 1950-54 errichteten Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp bei Belfort den Charakter einer monumentalen, begehbaren Skulptur verlieh.
Beim angebotenen Werk aus einer späten Schaffensperiode greift der Künstler auf ein Frauen-Thema zurück, das er seit 1929 bearbeitet und entwickelt hat. Mit einer Holzskulptur von 1953 ist er der Auffassung der Figur bei der vorliegenden Arbeit sehr nahe gekommen.