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RICHTER, GERHARD

Dresden 1932

"Abstraktes Bild (814-1)".


Öl auf Leinwand, verso sig., dat. (19)94 u. num. 814-1 sowie a. Galerie-Etikett bez. "Abstract Painting (814-1)",
40x50 cm

(Bitte scrollen Sie nach unten für die deutsche Version.)

Provenance: Anthony d'Offay Gallery, London, Nr. AO13256 (label on the back); Private collection, Western Switzerland.

Exhibition: Gerhard Richter. Painting in the Nineties, Anthony d'Offay Gallery, London, 1 June – 4 August 1995 (illustrated in the catalogue on p. 26).

Literature: Martin Hentschel/Helmut Friedel, Gerhard Richter 1998, London 1998 (including a catalogue raisonné of all paintings 1993-1998), p. 104 (illustrated on p. 88).
 
The work on offer is archived as number 814-1 in the online catalogue of Gerhard Richter’s paintings. It is to be included in the fifth volume of the catalogue raisonné currently being prepared for publication in October 2018.
 
"Abstract Painting (814-1)" is part of a series of works created by Gerhard Richter in the aftermath of a particularly intensive period of working on a cycle of figures referred to as “18. Oktober 1988” which was exhibited in various museums after 1988. Following the aforementioned tour of exhibitions, Richter decided to take a break from his creative output only to reengage with the public in 1991 by presenting a series of almost entirely monochrome red paintings entitled “Mirror Objects”. From this moment on, the artist proceeded to use the palette knife alongside the scraper as his preferred artistic tools. The present composition is likewise a product of repeatedly applying and scraping off several layers of paint by use of said instruments. Richter noted in his diary in 1992: "Scraping. For about a year all I have managed to do is scraping off, then reapplying paint only to eventually remove it again. In doing so I do not seek to lay bare what was underneath. If I were only interested in uncovering, I would have to consider what it was that I wanted to expose in the first place (figurative depictions or signs or patterns), this is to say depictions that can be created directly (…). The cycle of applying, destroying, layering merely has as its purpose the differentiated instrumentalisation fuelling the creative process.
This gradual approach also entailed a great deal of coincidence which did not escape the artist’s attention and interest, though: I just do not have a particular painting in mind, quite to the contrary, I want to get to the painting that I had not conceived of in the beginning. That is to say, this working method that thrives on arbitrariness, coincidence, afterthoughts and destruction leads to the creation of a certain type of painting, yet never to a predetermined painting. Any painting is to flow from a creative or visual logic, basically evolving out of the inevitable. By not planning my result I hope to better attain coherence and objectivity in my work (…). (Translated from Richter/Elger/Obrist, Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Köln 2008, p.262). The canvasses on which Richter on occasions worked simultaneously in this period were characterised by clear, linear horizontal and vertical stripes which are applied in pastose fashion and drawn out by use of a doctor blade, thereby generating interleaved shades of colour and structure. In suggesting a certain optical depth these stripes manage to convey the sense of fuzziness reminiscent of photography that Richter had chosen as a guiding stylistic principle in earlier works.

 

 

(Please scroll down for the English version.)

Provenienz: Anthony d'Offay Gallery, London, Nr. AO13256 (mit rückseitigem Etikett), 1995; Westschweizer Privatsammlung.

Ausstellung: Gerhard Richter: Painting in the Nineties, Anthony d'Offay Gallery, London, 1. Juni - 4. August 1995 (mit Abbildung im Ausstellungskatalog Tafel 26).

Literatur: Martin Hentschel/Helmut Friedel, Gerhard Richter 1998, London 1998 (mit Werkverzeichnis der Gemälde 1993-1998), S. 104 (mit Abbildung S. 88).

Das angebotene Werk ist im Online-Werkverzeichnis von Gerhard Richter unter der Nummer 814-1 archiviert und wird in den sich in Vorbereitung befindlichen fünften Band des Catalogue Raisonné aufgenommen (voraussichtlicher Erscheinungstermin: Oktober 2018).

Gerhard Richter verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre in Waltersdorf in der Oberlausitz und studierte 1951-1956 an der Dresdener Kunstakademie. Wenige Monate vor dem Mauerbau 1961 verliess er die DDR, zog nach Düsseldorf und studierte bis 1963 an der dortigen Akademie. Während jener Zeit pflegte er Freundschaften zu Sigmar Polke und Blinky Palermo. Entscheidende Impulse empfing er 1959 anlässlich eines Besuches der documenta II in Kassel, deren Fokus hauptsächlich auf der abstrakten Kunst nach 1945 lag. Richter selbst war zwischen 1972 und 1997 lückenlos auf der documenta vertreten. Im Rahmen der Biennale von Venedig 1972 beauftragte man ihn als ersten Einzelkünstler zur Inszenierung des deutschen Pavillons, den er in der Folge mit einer Serie von 48 auf Lexikonporträts basierenden Bildnissen bedeutender männlicher Geistesgrössen bestückte. Im Oeuvre des Deutschen machen sich Einflüsse von Pop Art, informeller Kunst, Fluxus-Bewegung und Abstraktem Expressionismus bemerkbar. Seine Kompositionen lassen sich aber kaum einem bestimmten Stil oder "Ismus" zuordnen, und gern wird im Kontext seiner Arbeiten vom Prinzip des Stilbruches gesprochen. Zeitweise verwendete Richter eine dem Fotorealismus verwandte Methode, die verwischt wirkende, von Unschärfe gekennzeichnete Werke hervorbrachte und auf diese Weise den Realismus der motivischen Vorlage verfremdet. Wiederholt bildeten ausgewählte Einzelmotive den Gegenstand von Richters Kunst, denen er gleich ganze Reihen von Kompositionen widmete, darunter die "Seestücke", die "Kerzen-Bilder", die "Wolken-Bilder" und die "Schweizer Alpen-Bilder". Seit 1976 bilden abstrakte Arbeiten den Schwerpunkt in seinem Schaffen. Gerhard Richter, der seit 1962 sämtliche Arbeiten nummeriert und heute in Köln lebt, gilt als einer der einflussreichsten und international gefragtesten Künstler der Gegenwart.

"Abstraktes Bild (814-1)" gehört zu einer Werkgruppe, die Gerhard Richter nach dem arbeitsintensiven und ab 1988 in zahlreichen Museen präsentierten Figurenzyklus "18. Oktober 1977" geschaffen hat. Nach besagter Ausstellungstournee legte Richter eine Pause ein, um erst wieder 1991 mit seinen "Spiegel"-Objekten und einer Serie fast monochromer roter Arbeiten an die Öffentlichkeit zu treten. Ab jener Zeit verwendete der Künstler neben der Rakel den Spachtel als neues Werkgerät. Auch die vorliegende Komposition entstand durch wiederholtes Auftragen und Abkratzen mit Rakel und Spachtel: "Abkratzen. Seit ungefähr einem Jahr ist mir beim Malen nichts anderes mehr möglich als abkratzen, auftragen und wieder wegnehmen. Dabei bringe ich nicht eigentlich das zum Vorschein, was darunter war. Wenn es mir um Wiederfreilegung ginge, müsste ich mir überlegen, was freizulegen wäre (figurative Bilder oder Zeichen oder Muster), also Bilder, die direkt hergestellt werden können. (...) Der Prozess des Auftragens, Zerstörens, Schichtens dient nur einer differenzierten Instrumentierung bei der Bilderzeugung", hielt Richter in einem Tagebucheintrag von 1992 fest. Dieser schrittweise Arbeitsprozess beinhaltete auch ein gewisses Mass an Zufall, das der Künstler in Kauf nahm und ihn gleichzeitig in den Bann zog: "Ich habe eben nicht ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, sondern möchte am Ende ein Bild erhalten, das ich gar nicht geplant hatte. Also, diese Arbeitsmethode mit Willkür, Zufall, Einfall und Zerstörung lässt zwar einen bestimmten Bildtypus entstehen, aber nie ein vorherbestimmtes Bild. Das jeweilige Bild soll sich also aus einer malerischen oder visuellen Logik entwickeln, sich wie zwangsläufig ergeben. Und indem ich dieses Bildergebnis nicht plane, hoffe ich, eher eine Stimmigkeit oder Objektivität verwirklichen zu können. (...)" (Aus: Richter/Elger/Obrist, Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Köln 2008, S. 262). Die Bildträger dieser Periode, an denen Richter teilweise gleichzeitig arbeitete, sind geprägt durch eine klare Linearität horizontaler und vertikaler Streifen, die, pastos aufgetragen und mit der Rakel gezogen, ineinander greifende Farbabstufungen und Strukturen erzeugen. Indem sie eine gewisse optische Tiefe suggerieren, mögen diese Streifen auch die Assoziation an die Unschärfe einer Fotografie wecken, die Richter bereits in früheren Werken zum Stilprinzip erhoben hatte.

Estimation CHF 380'000
EUR 380'000
USD 408'602
Adjugé CHF 250'000
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