"Zermatter Sommerlandschaft".
Öl auf Leinwand,
verso a. Keilrahmen Nachlass-Stpl. Nr. 226,
117x146 cm
Provenienz: Galerie "zem Specht", Basel (verso Etikett); Privatbesitz, Schweiz.
Das angebotene Werk wird in die Zeit um 1955 datiert.
Paul Camenisch studierte 1912-1916 Architektur an der ETH Zürich. Anschliessend war er als Bauführer und Architekt in verschiedenen Städten Deutschlands tätig. Ab 1921 schuf er Aquarelle mit Architekturutopien. 1922/23 hielt er sich erstmals für längere Zeit im Tessin auf und beschloss, Maler zu werden. In der Silvesternacht 1924 gründete er zusammen mit Albert Müller und Hermann Scherer in Obino die Künstlervereinigung "Rot-Blau" und zog im Folgejahr nach Castel San Pietro. In den Sommermonaten 1926 stattete er Ernst Ludwig Kirchner in Davos einen Besuch ab. 1930 liess er sich in Basel nieder und wurde Mitbegründer der "Gruppe 33", der er 1936-1952 als Präsident vorstand. Die unverhohlene Sympathie mit dem Sozialismus und der Sowjetunion führte 1953 zu seiner Absetzung und zu fortschreitender gesellschaftlicher Isolation, die lange eine vorurteilsfreie Würdigung seines Werkes verhinderte. Schuf Camenisch anfangs unter dem Einfluss der Expressionisten um Kirchner Landschaftsbilder von intensiver Farbigkeit, so entwickelte er in den 1930er Jahren einen verstärkt naturalistischen, farblich zurückhaltenden Stil. Thematisch pendelte er zwischen einer primär den künstlerischen Problemen gewidmeten, unpolitischen Malerei und zeitkritischen, oft doppeldeutigen Darstellungen, in denen er sich mit den aktuellen Strömungen auseinandersetzte.
Die vorliegende "Zermatter Sommerlandschaft" präsentiert sich mit kurzen Pinselstrichen und intensiver Farbpalette. Violett-, Türkis- und Orangetöne beherrschen die Leinwand - ein charakteristisches Merkmal von Paul Camenischs Schaffensphase der 1950er und 1960er Jahre.