"Hamburg, Binnenhafen".
Radierung,
handsig. u.r.,
31,2x41,1 cm
Blatt gebräunt, fleckig und mit Lichtrand. Stellenweise restauriert.
Mit Wasserzeichen "van Geldern".
Literatur: Gustav Schiefler, Emil Nolde. Das Graphische Werk, Band I, Die Radierungen, Köln 1966, Nr. 144/II (mit Abbildung).
Datiert 1910.
Ende des 19. Jahrhunderts fertigte Emil Nolde seine ersten grafischen Arbeiten an. Für diese Versuche nutzte er die Radiertechnik. Im Februar 1910 reiste er anlässlich einer Ausstellungseröffnung in der Galerie Commeter nach Hamburg. Während seines Aufenthalts in der Hansestadt entstanden innert kurzer Zeit 19 Radierungen des dortigen Hafens, die einen Höhepunkt in Noldes grafischem Werk bilden sollten. Wohnhaft in der Umgebung des Hafens, hielt ihn die hektische, laute und fremde Welt im Bann. Er kratzte und riss mit seiner Nadel Linien und Schraffuren in die Eisenplatten und legte sie in der Nacht drei Stunden lang in die Säure. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Radierungen liess er die vorliegenden Grafiken im Plattenzustand und schuf keine Variationen desselben Motives. Noldes Zeitgenosse und Freund Max Sauerlandt schrieb in seiner Monografie über die Hamburger Erzeugnisse: "Wie eine jähe Erkenntnis muss es damals über den Künstler gekommen sein, wie ein Rausch der Hingabe an dieses neue Dasein, wie ein Zwang selbstlos-selbsterfüllten Schaffens, das wieder einmal alle seine geistigen und physischen Kräfte hinnahm. Man glaubt im Anblick dieser Radierungen den harten Klang des spitzen Stahls auf der kalten Eisenplatte zu hören und meint, die Splitter und Späne unter dem kerbenden, grabenden, rillenden Schnitt des Messers stieben zu sehen."
