199
BILL, MAX

"Durchdringung von Elementarfarben".

Öl auf Leinwand,
verso sig., dat. 1967-69 sowie a. Keilrahmen betitelt,
62x62 cm

Provenienz: Artestudio, Macerata; Galleria d'Arte "dei Mille", Bergamo; Galerie zum Schweizerhaus, Arbon; Privatbesitz, Schweiz.

Max Bill zählt zu den Hauptexponenten der konkreten Kunst. Nach absolvierter Silberschmiedelehre wandte er sich der Architektur und - zur Sicherung seines Lebensunterhalts - der Gebrauchsgrafik zu. Entscheidende Impulse erhielt er während seines Studiums am Bauhaus in Dessau durch László Moholy-Nagy, Oskar Schlemmer, Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Ebenso prägend wirkten seine Kontakte nach Paris, vor allem seine Mitarbeit in der Vereinigung "Abstraction-Création" in den frühen 1930er Jahren. In der Titelgebung seiner malerischen und plastischen Werke tauchen oft die Begriffe "Rhythmus" und "Konstruktion" auf. Hierin zeigt sich Bills Bestreben, die bildende Kunst als ein Mittel zur Visualisierung von dynamischen Kräfteverhältnissen und Ordnungssystemen zu begreifen, wodurch sich gleichzeitig seine Nähe zu den formalen und ideengeschichtlichen Merkmalen des "De Stijl" - namentlich Mondrians - bemerkbar macht.

Als Maler und Druckgrafiker fand Max Bill in seiner strengen Auseinandersetzung mit Linie, Fläche, Farbe und Komposition trotz der Beschränkung auf mathematische Grundprinzipien eine Vielfalt von oftmals überraschend undogmatischen Ausdrucksmöglichkeiten. Das angebotene Werk steht stellvertretend für Bills reife Malerei der späten 1960er Jahre. Die Komposition besteht aus einer quadratischen Grundfläche, in die ein auf die Spitze gestelltes Quadrat mit vier gleichflächigen Farbfeldern in Rot, Gelb, Blau und Grün eingeschrieben ist. Jede einzelne Farbe durchdringt das zentrale Quadrat jeweils durch zwei angrenzende, gleichfarbige Dreiecke. Deren Spitzen sind gegen das zentrale Quadrat gerichtet und erzeugen damit eine rhythmische Durchdringung in horizontaler bzw. vertikaler Ausrichtung. Das variantenreich ausgeschöpfte Kompositionsmuster der sich durchdringenden Quadrate fand auch in Bills Druckgrafik der 1960er bis 1980er Jahre Eingang.