A139 ne A119
"XY".
Öl auf Leinwand,
sig. u. dat. 1973 u.r.,
196x130 cm
Das vorliegende Gemälde ist im Archiv der Mario- und Helene-Comensoli-Stiftung, Zürich registriert (Archiv-Nr. 73.13). Wir danken Herrn Mario Barino, Mario- und Helene-Comensoli-Stiftung, Zürich, für die freundliche Auskunft.
Mario Comensoli lebte bis zu seinem vierten Lebensjahr in einem Waisenhaus in Lugano und wurde dann von zwei Mitarbeiterinnen des Instituts aufgenommen. Nach der Schulzeit schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten und dem Verkauf von Touristenbildern durch. Nach Ankauf einer Landschaft durch das Museo Civico Lugano erhielt er 1943 das erste einer Reihe von Stipendien der Fondazione Torricelli, das ihm ein Kunststudium in Zürich ermöglichte. Zwischen 1948 und 1953 hielt er sich mehrmals in Paris auf und machte die Bekanntschaft Joan Mirós sowie Diego und Alberto Giacomettis. 1953 fand eine erste Einzelausstellung im Helmhaus Zürich statt. Seit den späten 1940er Jahren zeigten sich gesellschaftskritische Ansätze in Comensolis Werk, so beschrieb er das Leben der Arbeiter und Immigranten, später thematisierte er Kapitalismus und Konsumgesellschaft. Comensoli setzte sich immer wieder neu mit aktuellen gesellschaftlichen Strömungen auseinander. Ende der 1960er Jahre zeigten sich Einflüsse der amerikanischen Pop-Art, und in den 1970er Jahren fanden die Discoszene und grossstädtische Randgruppen wie Punks, Skinheads und Arbeitslose Eingang in seine Malerei. Mario Comensoli, nach eigenem Selbstverständnis kritischer Chronist, gestaltete seine künstlerischen Aussagen mit plakativer Direktheit und bediente sich bevorzugt der Bildsprache der Monumentalmalerei. Seit 1952 nahm denn auch die Wandmalerei eine wichtige Stellung in seinem Werk ein. Nachdem Comensoli in den 1950er Jahren wegen seiner vermeintlichen Nähe zum sozialistischen Realismus angefeindet worden war, gilt er heute als bedeutender Schweizer Realist.
Der Titel "XY" des vorliegenden Werkes bezieht sich auf die 1967-2003 auf dem ZDF ausgestrahlte Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Der legendäre Moderator Eduard Zimmermann (1929-2009, liebevoll "Pistolen-Ede" genannt) wird auf dem Gemälde im Rettungsring dargestellt. Weiterhin lassen sich gesellschaftskritische Momentaufnahmen erkennen, so etwa Drogenspritze, Revolver, teure Armbanduhren und Raucherinnen.