A139 ne A132
"Herbstabend am Bielersee".
Öl auf Leinwand, sig. u. dat. 1915 u.r., verso a. Spannrahmen bez. "Abendlandschaft" sowie a. Etikett betitelt,
69,5x90 cm
Literatur: Bieler Tagblatt, 17. Mai 2018, S. 12 (mit Abbildung).
Der gebürtige Aargauer Ernst Samuel Geiger studierte ab 1896/97 zunächst Medizin in Basel, später Forstwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, wo er im Jahr 1900 promovierte. In seiner Dissertation befasste er sich mit der Forstbotanik des Bergells, wo er auch Giovanni Segantinis Kunst begegnete. Unter diesem Eindruck fand Geiger selbst zu Malerei. Er ging jedoch nicht direkt dieser neuen Leidenschaft nach, sondern setzte zunächst seine Laufbahn als Pädagoge an diversen Schulen im In- und Ausland fort. Gleichzeitig bildete er sich autodidaktisch zum Maler und Grafiker aus und engagierte sich 1904 als Gründungsmitglied der Sektion Aargau der GSMBA. Entscheidende künstlerische Anregungen erhielt er auf Studienreisen nach München, Paris und Oberitalien. Geigers Werke fanden rasch Anklang und ermöglichten ihm, ab 1906 ausschliesslich von der künstlerischen Tätigkeit zu leben. Sein Oeuvre, das in erster Linie Landschaftsdarstellungen in leuchtender Farbgebung und kräftigem Pinselduktus umfasst, steht ganz in der Tradition der Schweizer Moderne um Ferdinand Hodler, Giovanni Giacometti und Cuno Amiet. Nach der Heirat mit Maria Bockhoff im Jahr 1908 lebte das Paar vorerst in Bern und drei Jahre später in Twann am Bielersee. 1918 erfolgte ein erneuter Umzug ins Landgut Hof in Ligerz, wo Geiger bis zu seinem Tod lebte. Der frühe Verlust seiner Frau, die bei der Geburt des zweiten Kindes starb, prägte nicht nur den Maler selbst, sondern auch seine weitere künstlerische Tätigkeit. Mit Max Bill, dem kunstaffinen Neffen und später bedeutenden Zürcher Kunstschaffenden und Architekten, stand er zeitlebens in regem Kontakt.
Das vorliegende Gemälde stammt aus Ernst Samuel Geigers Zeit im Kapf bei Twann. Hier wie auch später in Ligerz entstanden während über 50 Jahren seine unverkennbaren Bielerseelandschaften. Das Anwesen bei Twann, das häufig auf Geigers Gemälden erscheint, lässt sich auf dem angebotenen Werk rechts am Hang erkennen. Im Mittelgrund am Seeufer ist ausserdem der Rauch einer Dampflokomotive auf der Bahnstrecke Biel-Neuenburg festgehalten.