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"Schwingerdenkmal in Luzern".
Öl auf Leinwand,
verso (vermutlich nicht von der Hand des Künstlers) bez.
"Varlin 1954", 149,5x74,5 cm
Provenienz: Galerie Burkard, Luzern, November 1989, Lot-Nr. 44; Christie's, Zürich, Juni 1991, Lot-Nr. 500; Germann Auktionen, Zürich, April 1995, Lot-Nr. 160; Galerie Fischer Auktionen, Luzern, 19. Juni 2014, Lot-Nr. 102; Privatbesitz, Schweiz.
Literatur: Max Albert Wyss, Varlin malt Luzern, in: Die Woche, 28. September - 4. Oktober 1953, S. 14; Paola Tedeschi-Pellanda/Patrizia Guggenheim, Varlin. Werkverzeichnis der Bilder, Zürich/Frankfurt 2000, S. 154, Nr. 721 (mit Abbildung).
Das Werk entstand 1953.
Nach abgeschlossener Lithografenlehre besuchte Willy Guggenheim 1919-1921 die Kunstgewerbeschule St. Gallen. Anschliessend siedelte er nach Berlin über und wurde Schüler von Emil Orlik an der Staatlichen Kunstgewerbeschule. 1923-1932 lebte er in Paris, wo er 1923 die Académie Julian, anschliessend bis 1926 die Académie André Lhote und die Académie de la Grande Chaumière besuchte. 1930 lernte er den Kunsthändler Zborowski kennen, der ihn unter Vertrag nahm, ihm ein Atelier vermittelte und den Künstlernamen Varlin verlieh. Nach dem Tod seines Förderers liess sich Varlin in Zürich nieder. Sein zum Aussenseitertum neigendes Wesen, das ihn nur zögernd Freundschaft zu anderen Künstlern schliessen liess, spiegelt sich auch in der stilistischen Eigenwilligkeit seines Werkes: Als Sondererscheinung in der schweizerischen und europäischen Kunstlandschaft des 20. Jahrhunderts lässt es sich keiner der grossen Kunstströmungen unterordnen. Varlins Werke sind figurativ, behandeln unspektakuläre Sujets und zeugen von einem realistisch-expressiven Stil, der im Vergleich zu den kühnen formalen Experimenten seiner Zeitgenossen fast schon konservative Züge aufweist. Varlin wurde daher von der Forschung lange Zeit ignoriert. Erst in jüngerer Vergangenheit erkannte man in ihm einen Künstler, der Lebensgefühl und Alltag, Stimmungen und Erwartungen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts auf eindringliche Weise festzuhalten vermochte und dessen Oeuvre als Psychogramm des modernen Menschen zu lesen ist.
Varlins Blick für reizvolle Motive wurde durch seinen Vater, den Fotografen Hermann Guggenheim, geschult. Immer wieder suchte er Orte auf, die dieser schon vor die Linse geholt hatte und fand in Luzern eine Fülle von Inspirationen. Freie Landschaften weckten Varlins Interesse kaum. Seine Leidenschaft galt den Häuserfassaden, Ladengeschäften, Cafés oder Hugo Siegwarts Schwingerdenkmal - die erstmalige Darstellung von Aktfiguren im öffentlichen Raum Luzerns und zugleich das einzige Denkmal dieser Art in der Schweiz. 1953 malte Varlin mehrere Versionen der dynamischen Figurengruppe in den für ihn charakteristischen pastosen Braun- und Grautönen. Mit der ihm eigenen Ironie trieb der Künstler dabei die Gegensätzlichkeit von Skulpturengruppe und Besucher auf die Spitze. Der winzige Mann im Anzug sitzt breitbeinig und aufrecht auf seinem Platz, während auf dem Sockel vor ihm derweil der Zweikampf tobt. Die kraftstrotzenden Körper der Schwinger scheinen fast aus der Enge des ihnen zugedachten Raumes auf dem Sockel auszubrechen.
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