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WÖLFLI, ADOLF

Bowil 1864 - 1930 Klinik Waldau bei Bern

"Riesen=Stadt, Santta Lina=Hall, bei Bern".


Farb- und Bleistift auf Papier,
verso sig., dat. 1922 sowie mit sog. "Erklährung",
50x32 cm (BG)

Provenienz: Sammlung Hanny Schenker-Brechbühl (1911-2001); Privatbesitz, Schweiz.

Das Werk ist im Inventar der Adolf Wölfli-Stiftung, Bern, aufgeführt.

Adolf Wölfli wuchs zusammen mit sechs Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in Bowil auf. Der Vater, ein Steinhauer, verliess die Familie schon früh, wodurch die Mutter gezwungen war, den Unterhalt als Wäscherin zu bestreiten. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes musste die Familie auf behördliches Geheiss hin nach Schangnau im Emmental umsiedeln. In der Folge mühte sich Adolf Wölfli bis 1879 als Verdingbub ab und arbeitete bis 1890 als Bauernknecht auf verschiedenen Höfen des Emmentals, aber auch im übrigen Kanton und in Neuenburg. In jener Zeit erlebte er mehrere tragische Liebesaffären, die allesamt an seiner bitteren Armut scheiterten und seine psychische Stabilität ins Wanken brachten. 1883/84 absolvierte er die Infanterie-Rekrutenschule in Luzern. 1890 wurde Wölfli nach Vergewaltigungsversuchen zu zwei Jahren Zuchthaus in der Strafanstalt St. Johannsen verurteilt. Nach seiner Entlassung folgten drei Jahre als Handlanger im Kanton Bern, während denen er zunehmend aus dem sozialen Gefüge fiel. Ein weiterer Vergewaltigungsversuch 1885 an einem Mädchen führte zu seiner Einweisung in die psychiatrische Anstalt Waldau bei Bern mit der Diagnose paranoide Schizophrenie. Er sollte die Anstalt nie mehr verlassen. 1899 begann Adolf Wölfli als eine Art Beschäftigungstherapie zu zeichnen. Ab 1907 wurde seine künstlerische Arbeit durch den Anstaltspsychiater Walter Morgenthaler aktiv gefördert. Wölflis Werk nahm über die Jahre hinweg erstaunliche Ausmasse an: Ab 1904 verfertigte er zahlreiche Zeichnungen mit Bleistift und Farben, ab 1908 Prosatexte, Gedichte, musikalische Werke und seine mythisch überhöhte, imaginäre Lebensgeschichte "Von der Wiege bis zum Graab". 1921 publizierte sein Förderer Walter Morgenthaler die auf dem Gebiet der Psychopathologie und der Kunst wegweisende Monografie "Ein Geisteskranker als Künstler", die Wölflis Leben und Werk beschrieb. Sein schriftlicher Nachlass umfasst 45 Bände mit über 25'000 dicht beschriebenen Seiten, mehr als 1600 Illustrationen und über 1600 Collagen. Zahlreiche Künstler wie Meret Oppenheim, Daniel Spoerri und Jean Tinguely liessen sich von seinem Schaffen beeinflussen. Wölfli gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut.

Estimation CHF 40'000
EUR 44'444
USD 50'000
Sold for CHF 28'000
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