Blatt aus den "Ascona-Impressionen".
Einseitig mit Feder in Schwarz beschriebener Bogen mit Illustration in Tusche und Aquarell: "'Dove è l'uomo senza calzoni?' Der Syndaco mit Gefolge steht empört an der Tür des Tea-Rooms und wirft die Fragen hinein. Im Room tanzt fröhlich eine bunte Menschenmenge durch paar Tücher und Jacken zum einem Kostümfest improvisiert".
26,3x21,4 cm (BG)
Provenienz: Galerie Via Sacchetti, Ascona, 1989; europäische Privatsammlung.
Vgl. Literatur: Frederik Jensen, Marianne von Werefkin 1860-1938. Impressionen von Ascona, Galleria Via Sacchetti, Ascona 1988.
Die zeichnerische Begabung von Marianne von Werefkin, Tochter eines Kommandeurs des Jekaterinburger Regiments und einer Künstlerin aus kosakischem Fürstengeschlecht, wurde schon in jungen Jahren entdeckt und gefördert. Bereits als Jugendliche verfügte sie über zwei Ateliers und kam ab 1880 in den Genuss von Privatstunden beim bedeutenden ukrainischen Realisten Ilja Repin. Acht Jahre später durchschoss sie sich bei einem Jagdunfall die rechte Hand. 1892 lernte sie Alexej von Jawlensky kennen, den sie zu fördern beschloss. Gemeinsam zogen sie 1896 nach München, wo sie ihre künstlerische Tätigkeit zu seinen Gunsten während eines Jahrzehntes sistierte. 1907 entstanden von Werefkins ersten expressionistischen Werke und 1912 schloss sie sich der Künstlergruppe "Blauer Reiter" an. Obgleich Jawlensky 1901 von Werefkins Hausangestellte Helene Nesnakomoff geschwängert hatte, emigrierten alle zusammen bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die Schweiz und liessen sich in Saint-Prex nieder. 1918 zog von Werefkin allein nach Ascona, wo sie 1924 zusammen mit anderen die Künstlergruppe "Grosser Bär" ins Leben rief. Später verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Plakatmalerei und journalistischen Engagements.
Die handgeschriebenen und illustrierten Ascona-Impressionen widmete Marianne von Werefkin im Sommer 1928 Hans Trog, einem befreundeten Journalisten und Kunstkritiker.