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NOLDE, EMIL (EIGTL. HANSEN, EMIL)

Nolde 1867 - 1956 Seebüll

Schauspielerin.


Aquarell,
sig. u.l.,
28x21 cm (BG)

(Bitte scrollen Sie nach unten für die deutsche Version.)

Confirmation of authenticity: Martin Urban, Stiftung Seebüll Ada and Emil Nolde, Seebüll, 18.3.1971.

Provenance: Galerie Anne Abels, Cologne, 1971; European private collection.

Exhibition: Emil Nolde, Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte, Hannover, 12.8 - 31.12.2006.

The sheet is dated to around 1910/11.

Emil Nolde created numerous watercolours, brush-and-ink drawings, and lithographs depicting theatrical scenes and glimpses of Berlin’s nightlife. The metropolis, with its social and cultural contrasts, held a magical attraction for the artist. Unlike his contemporaries, Nolde did not focus on the outward appearance of the city, such as its traffic and architecture. Instead, he was drawn to interiors, fleeting encounters, and atmospheric snapshots. This is also true of the present watercolour, in which he captured an actress on paper with swift brushstrokes and luminous colours. The composition belongs to a group of works created during the winter of 1910/11 at a Berlin theatre. The Austrian director Max Reinhardt regularly reserved a box for the Noldes, from which the artist was able to observe the performances and commit his impressions directly to paper, undisturbed.

 

 

Echtheitsbestätigung: Martin Urban, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, Seebüll, 18. März 1971.

Provenienz: Galerie Anne Abels, Köln, 1971; europäische Privatsammlung.

Ausstellung: Emil Nolde, Stiftung Ahlers Pro Arte/Kestner Pro Arte, Hannover, 12. August - 31. Dezember 2006.

Das Blatt wird in die Zeit um 1910/11 datiert.

Emil Nolde wurde als Bauernsohn Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzort Nolde geboren. Letzterer war es auch, der ihm ab 1902 als Künstlernamen dienen sollte. Nach einer Lehre als Schnitzer und Möbelzeichner in Flensburg arbeitete er ab 1888 in verschiedenen Möbelwerkstätten in München, Berlin und Karlsruhe, wo er nebenbei Abendkurse an der Kunstgewerbeschule belegte. 1892 erhielt er eine Anstellung als Lehrer für ornamentales Zeichnen und Modellieren an der Kunstgewerbeschule St. Gallen. Sein Erfolg mit ersten Landschaftsaquarellen und Zeichnungen ermöglichte es ihm, fortan als freischaffender Künstler zu leben. Er bildete sich in privaten Malschulen in München und Dessau sowie an der Académie Julian in Paris weiter, zog 1901 nach Berlin und wurde Mitglied der dortigen "Secession". Ab 1903 verbrachte Nolde die Sommermonate auf der Insel Alsen. Anlässlich einer Ausstellung in Dresden 1906 lernte er Mitglieder des Künstlerkollektives "Die Brücke" um Ernst Ludwig Kirchner kennen und schloss sich ihnen auf Bestreben Karl Schmidt-Rottluffs hin für die Dauer eines Jahres an. Unter dem Einfluss der "Brücke" veränderte sich Noldes Stil. Seine in kurzen, hastigen Pinselstrichen hingeworfenen Landschaften und figürlichen Kompositionen wurden fortan von grosser Farbigkeit und vehementen Farbkontrasten bestimmt, während sich die Formen vereinfachten und von narrativen Details befreit wurden. 1909 zog sich der Künstler nach Ruttebühl am Nordrand von Schleswig-Holstein zurück, wo eine Reihe religiös motivierter Werke entstand. Nach Ausschluss von Noldes Werken von der Ausstellung der Berliner "Secession" 1910 kam es zum Bruch mit der Vereinigung. Es folgte der Beitritt zur "Neuen Secession". 1913/14 beteiligte sich der Norddeutsche an einer Expedition des Reichskolonialamtes nach Neuguinea, die er in zahlreichen Aquarellen festhielt. 1920 nahm er die dänische Staatsbürgerschaft an und siedelte 1926 ins nordfriesische Seebüll über, wo er sich ein Wohn- und Atelierhaus errichten liess. Noldes erste autobiografische Schrift "Das eigene Leben" erschien 1931. 1934 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach Hitlers Machtübernahme wurden seine Werke in der Wanderausstellung "Entartete Kunst" diffamiert und ausgestellt. Trotzdem gehörte Nolde finanziell weiterhin zu den erfolgreichsten deutschen Künstlern der 1930er und 1940er Jahre. Nach Kriegsende wurde er häufig fälschlicherweise als Opfer der nationalsozialistischen Kulturpolitik verklärt. Der bekennende Nationalsozialist stand, trotz der Zurücksetzung seiner Kunst, zu seinen parteitreuen-politischen Überzeugungen, polemisierte und denunzierte Künstlerkollegen wie Max Liebermann und Max Pechstein. 1938-1945 entstanden zahlreiche, zumeist kleinformatige Aquarelle, die später als "ungemalte Bilder" des Künstlers berühmt wurden. Neben Gemälden und Aquarellen hinterliess Emil Nolde auch ein umfangreiches druckgrafisches Werk.

Emil Nolde schuf zahlreiche Aquarelle, Tuschpinselzeichnungen und Lithografien mit Theaterszenen und Ausschnitten aus dem Berliner Nachtleben. Die Metropole mit ihren gesellschaftlichen und kulturellen Kontrasten übte eine magische Anziehungskraft auf den Künstler aus. Im Unterschied zu seinen Kollegen konzentrierte er sich in seinen Darstellungen nicht auf den äusseren Eindruck der Grossstadt mit ihrem Strassenverkehr und ihrer Architektur. Vielmehr interessierten ihn Interieurs, flüchtige Begegnungen und atmosphärische Momentaufnahmen. So auch im vorliegenden Aquarell, in welchem er eine Schauspielerin mit raschem Pinselstrich und leuchtenden Farben aufs Papier bannte. Die Komposition gehört zu einer im Winter 1910/11 im Berliner Theater entstandenen Werkgruppe. Der österreichische Regisseur Max Reinhardt reservierte jeweils eine Loge für das Ehepaar Nolde, von welcher der Künstler seine Eindrücke während den Aufführungen ungestört und direkt aufs Papier bringen konnte.

Estimation CHF 56'000 *
EUR 62'222 *
USD 70'000 *
Sold for CHF 38'000
For the lots marked with an asterisk (*), the hammer price is also subject to VAT.

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